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Vier berühmte Selbstporträts, die Sie kennen sollten

Vier berühmte Selbstporträts, die Sie kennen sollten

| ars mundi
26.06.2024

Die Porträtmalerei ist die Kunst, Menschen und ihren Charakter im Bild wiederzugeben. Porträt-Gemälde gehören heute zum Standard-Repertoire vieler Malerinnen und Maler. Im Verlauf der Evolution der Porträtmalerei konnte sich eine ihrer Varianten zu einem eigenständigen Genre entwickeln – das Selbstbildnis.

Künstlerinnen und Künstler quer durch die Epochen stellten sich selbst in den Mittelpunkt ihrer Werke, unter anderem

Die Wurzeln der Selbstporträts sollen bis in die Antike zurückreichen. Nennenswerte Popularität erlangte dieses Genre aber erst ab dem 15. Jahrhundert, als verschiedene berühmte Künstlerinnen und Künstler Porträts von sich selbst anfertigten.

Als früheste Selbstbildnisse von Kunstschaffenden gelten die Werke Albrecht Dürers. Aber auch andere Renaissance-Künstler und Künstlerinnen begannen, sich dem Selbstbildnis zu widmen, zum Beispiel Leonardo da Vinci oder Rembrandt. Seitdem hat sich das Selbstbildnis zu einem beliebten Bildthema der Malerei entwickelt.

Selbstbildnisse in der Kunst – Kunstschaffende machen sich selbst zum Modell

Der besondere Charakter der Selbstporträts – sowohl für die Künstlerinnen und Künstler als auch die Betrachtenden – liegt darin, dass beim Malprozess die typische Rollenverteilung aufgehoben ist. Üblicherweise beobachten Malerinnen und Maler ihre Mitmenschen und ihre Umgebung. In ihren Werken geben sie dann ihre subjektiven Eindrücke wieder. In den Selbstporträts hingegen übernehmen sie beide Aufgaben und stellen selbst das Motiv dar.

Die Kunstschaffenden eröffnen dem Publikum hier einzigartige Einblicke in ihr Seelenleben. Im Gegensatz zu Porträts von anderen Menschen können sie hier ihre Emotionen unmittelbar in die Werke einfließen lassen. Darüber hinaus können Selbstbildnisse in der Kunst noch weitere Zwecke erfüllen. Wenn berühmte Malerinnen und Maler Selbstporträts schaffen, haben sie die volle Kontrolle darüber, wie sie im Bild erscheinen sollen. Sie können sich idealisiert und beschönigend, aber auch sehr realistisch oder abstrahiert darstellen. Die Selbstporträts lassen sich daher auch zu einem wirkungsvollen Werkzeug einer Selbstinszenierung machen.

Manche Malerinnen und Maler nutzen Selbstporträts auch als Mittel der Dokumentation, um bestimmte Abschnitte ihrer Biografie im Bild festzuhalten.


Mitunter dienen die Selbstporträts in der Malerei aber auch einfach nur als Möglichkeit, die Darstellung von Gesichtern zu üben. Dann wird das eigene Konterfei schlicht zu einem sehr günstigen und immer verfügbaren Modell. In der Technik sowie den verschiedenen möglichen Perspektiven und Bildausschnitten unterscheiden sich die Selbstbildnisse kaum von den Porträts. Ähnlich wie bei der Porträtmalerei gibt es auch hier Untergruppen, die sich über den jeweiligen Bildausschnitt definieren. Selbiges gilt für die Kopfhaltung und den Blickwinkel der Person, zum Beispiel die "Frontalansicht", das "Profilbild" oder das "Halbprofil".

Einige berühmte Selbstporträts und ihre Künstler wollen wir Ihnen im Folgenden vorstellen.

Berühmtes Selbstporträt von Rembrandt: "Selbstbildnis mit Saskia"

Einer der prominentesten Maler, die das Selbstbildnis bereits im 17. Jahrhundert für sich entdeckt hatten, war Rembrandt Harmenszoon van Rijn (1606–1669). Der niederländische Maler zählt heute zu den berühmtesten Vertretern der Kunst des Barocks.

Er arbeitete mit verschiedenen Techniken, vornehmlich Malerei, Radierung und Zeichnung. Zudem bildete er in seinem Atelier junge Künstler aus. Rembrandt malte vor allem Landschaften, Genreszenen, Stillleben, Historienbilder und Porträts. Zu seinen bekanntesten Arbeiten zählen

  • "Die Nachtwache",
  • "Die Blendung Simsons" und
  • "Die Anatomie des Dr. Tulp".

Viele Jahre verdiente er als gut gebuchter Porträtmaler sein Geld. Parallel hatte er aber auch schon sehr früh angefangen, von sich selbst Bildnisse anzufertigen. Über rund vierzig Jahre hinweg porträtierte er sich regelmäßig selber. Auf diesem Wege dokumentierte er – wie in einem Tagebuch – akribisch den Prozess seiner Alterung.

Zugleich hatten für ihn die Selbstporträts aber auch einen ganz praktischen Nutzen. Er machte sich selbst zum Modell für Studien und übte an seinem Spiegelbild die Abbildung von menschlichen Gesichtszügen. So stellte er sich in seinen Selbstbildnissen in verschiedenen emotionalen Zuständen dar, zum Beispiel fröhlich, traurig, nachdenklich oder überrascht. Außerdem probierte er aus, wie sich mit Licht und Schatten die Mimik betonen ließe.

Die Selbstporträts machen einen bedeutenden Anteil in Rembrandts Werk aus. In seiner Karriere soll er zwischen 80 und 100 Bilder von sich angefertigt haben.


Zu seinen berühmtesten Selbstporträts gehört das Gemälde "Selbstbildnis mit Saskia". Bei diesem Werk aus dem Jahr 1638 ließ sich Rembrandt vom Gleichnis vom verlorenen Sohn aus dem Neuen Testament inspirieren. Er stellte sich selbst als den jungen Mann dar, der das Geld seines Vaters mit vollen Händen ausgibt. Bei der Frau an seiner Seite handelt es sich um seine Ehefrau Saskia. Das Bild gehört heute zur Sammlung der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden.

Armin Mueller-Stahl: "Selbstbildnis mit Zigarette"

Armin Mueller-Stahl: Bild 'Selbstbildnis mit Zigarette'

Die meisten werden ihn als international erfolgreichen Charakterdarsteller kennen, doch er verfügt noch über viele weitere künstlerische Talente: Armin Mueller-Stahl.

Der deutsche Künstler, Jahrgang 1930, ist nicht nur ein renommierter Schauspieler, sondern auch ein studierter Konzertgeiger sowie Autor von Gedichten und Romanen. Eine besonders große Liebe verbindet ihn aber mit der bildenden Kunst. Hier liegt seit einigen Jahren auch der Schwerpunkt seines künstlerischen Schaffens.

Mit seinen Gemälden, Zeichnungen und Grafiken richtete er bereits zahlreiche Ausstellungen aus. Mueller-Stahl arbeitet vorwiegend in figurativen Genres wie Landschaften, Stillleben und Porträts. Sein Stil ist dabei geprägt von einer ausdrucksstarken Expressivität, mit der er sich bisweilen der Grenze der Abstraktion nähert. Dennoch bleibt der Charakter seines Motivs immer erhalten. Dies gilt besonders für seine Porträts, für die er häufig prominente Persönlichkeiten wählt wie

  • Helmut Schmidt,
  • Ludwig van Beethoven,
  • David Bowie oder
  • Liz Taylor.

Parallel nimmt er aber immer wieder auch sich selbst zum Vorbild. In seinen Selbstbildnissen zeigt er sich an verschiedenen Stationen seiner Biografie. So malte er sich mal mit Geige, mal als Charakter eines Films, in dem er mitspielte.

In seiner Lithografie "Selbstbildnis mit Zigarette" aus dem Jahr 2021 stellt er sich mit Schnauzbart und Zigarette im Mundwinkel dar. Offensichtlich handelt es sich hierbei um eine Reminiszenz an frühere Zeiten, als er noch einen Bart trug. Die in Schwarz und Weiß gehaltene Lithografie hebt seine Gesichtszüge sehr direkt und ausdrucksstark hervor. Dabei ist nur eine Hälfte seines Gesichts vollständig erkennbar – als ob er gerade aus einem Schatten heraustreten würde.

Andy Warhol: "Selbstbildnis"

Andy Warhol: Bild 'Selbstbildnis'

Er war der König der Pop-Art und ein Meister der Selbstinszenierung – der amerikanische Künstler Andy Warhol (1928–1987). Seine künstlerische Vision widersprach allen gängigen Standards. Dies betraf sowohl sein Selbstverständnis von der Kunst als auch die Motive und künstlerischen Ausdrucksformen.

Warhol arbeitete mit verschiedenen Techniken wie Malerei, Grafik, Skulptur und Film. Sein großes Markenzeichen aber wurde die serielle Produktion von Kunstwerken mithilfe der Siebdrucktechnik. Diese stellte auch ein wichtiges Element seiner Kunst-Philosophie dar.

Als einer der ersten Kunstschaffenden hatte sich Warhol herausgenommen, auch einen wirtschaftlichen Erfolg anzustreben. Für viele in der Kunstwelt galt dies als Tabubruch.


Neue Wege ging Warhol auch bei der Wahl seiner Motive. Er zitierte zahlreiche Objekte, die er in der Popkultur, in den Massenmedien und in der Welt des Konsums vorfand. Damit erhob er scheinbar banale Alltagsgegenstände zur Kunst. Zu seinen berühmtesten Arbeiten gehören die Bilderserien mit "Campbell's"-Suppendosen sowie zahlreiche Porträts von Prominenten wie Marilyn Monroe, Mick Jagger oder Mao.

Warhol schuf aber nicht nur Kunstwerke, sondern präsentierte auch sich selbst wie ein Kunstobjekt. Als Teil der Selbstinszenierung legte er sich seinen typischen Look mit weißer Perücke und Sonnenbrille zu. Außerdem stellte er in mehreren Filmen sich und sein Leben in den Mittelpunkt. Auch Selbstporträts trugen zur Inszenierung des Kunstwerks "Andy Warhol" bei.

In zahlreichen Werken reflektierte er seine Persönlichkeit und seinen Status innerhalb der (Kunst-)Welt. Das "Selbstbildnis" ("Self-Portrait") gehört zu einer großen Serie, die Warhol 1967 begonnen hatte. Als Grundlage für diese Bilderreihe diente ein Foto aus einem Fotoautomaten. Dieses reproduzierte er mittels des Siebdrucks in verschiedenen Größen und Grundfarben. Warhol zeigt sich hier mit der Hand am Kinn in der Pose eines Intellektuellen. Große Teile seines Gesichts bleiben allerdings im Schatten verborgen. Dies verleiht dem Künstler eine mysteriöse Aura. Berühmte Selbstporträts wie diese trugen maßgeblich zum Image Warhols in der Öffentlichkeit und zu seinem Mythos bei.

Berühmtes Selbstporträts von Max Beckmann: "Selbstbildnis mit Saxophon"

Max Beckmann: Bild 'Selbstbildnis mit Saxophon'

Max Beckmann (1884–1950) ist zur ersten Riege der deutschen Malerinnen und Maler der Klassischen Moderne zu rechnen. Dabei lässt er sich keinem der Malstile eindeutig zuordnen, die an der Wende zum 20. Jahrhundert populär waren. Vielmehr entwickelte er einen höchst eigenständigen Stil, bei dem er sich von verschiedenen Epochen inspirieren ließ.

So lassen sich Einflüsse von Expressionismus und Kubismus, aber auch von Alten Meistern, Klassizismus und Impressionismus erkennen. Im Kern blieb es Beckmann immer ein großes Anliegen, der gegenständlichen Malerei treu zu bleiben.

Obwohl er heute üblicherweise dem Expressionismus zugeordnet wird, hatte er sich zu Lebzeiten von dieser Bewegung deutlich distanziert. So lehnte er eine Aufnahme in die Künstlergruppe "Brücke" ab. In der Diktatur der Nationalsozialisten fiel er trotzdem in Ungnade und wurde als entartet verfemt. Heute wird Max Beckmann als einer der bedeutendsten Vertreter des deutschen Expressionismus betrachtet.

Seine Werke sind weltweit in renommierten Museen vertreten und erzielen auf Auktionen Höchstpreise. Zu Beckmanns thematischen Schwerpunkten gehörten Landschaften und Porträts, seit Ende der 1880er-Jahre auch Selbstbildnisse. Unter den berühmten Malerinnen und Malern von Selbstporträts gehörte Max Beckmann zu den produktivsten. In über 40 Gemälden und weiteren Grafiken hielt er sich in verschiedenen Situationen seines Lebens im Bild fest.

Im Jahr 1930 schuf er das Ölgemälde "Selbstbildnis mit Saxophon". Beckmann war in dieser Zeit fasziniert von Theater, Zirkus und Musik. In diesem Werk versetzte er sich selbst in diese Welt und stellte sich selbst als einen Akrobaten dar. Das Saxophon in seinen Händen lässt sich als Symbol für die zeitgenössische Musik – vor allem den Jazz – interpretieren. Das Gesicht im Halbschatten und die gedeckten Farben vermitteln darüber hinaus aber eher eine besorgte bis skeptische Grundstimmung des Künstlers. Das Original Ölgemälde "Selbstbildnis mit Saxophon" von Max Beckmann gehört heute zur Sammlung der Kunsthalle Bremen.