Ulrich Lipp
Ein Leuchtfeuer an Farben, das eine unbekümmerte Grundstimmung mit sich bringt - Ulrich Lipp, 1955 im Allgäu geboren, weiß um die Kraft der Farben. Dass alles aus dem Licht lebt, daraus schöpften Ulrich Lipps Bilder bisher ihre fast zeitlose Kraft. Von der Komposition bis in die Spuren der Pinselführung hinein feierte sein Schaffen diesen Ursprung alles Sichtbaren und ließ die Farbe zum Manifest und zur Gabe reiner Lebensfreude werden.
Diese Freude scheint sich nun in den Zustand der Beglückung zu steigern: Die Farben sind ganz sie selbst und heimisch geworden, sie verdichten sich auf der Leinwand in Formen, die sie nicht empfangen, sondern sich selbst geben. In scharfer Kontur ergeht sich ein schöpferischer Farbwille, der aus dem Untergrund des Bildraums kommt und vielleicht deswegen den stärkeren Rahmen verlangt.
Jeder Farbimpuls sättigt sich selbst in einer Körperlichkeit, die weder Abbild noch Abstraktion ist, sondern autarke Schöpfung im freien Spiel von Form und Resonanz. Als äußere Begrenzung gilt nur, was eine andere Farbe im Umraum erklingen lässt: So weiten sie sich zu gedehnten Landschaften, ohne je aufdringlich zu werden; gern erobern sie das Bild in ebenso urwüchsigen wie friedvollen Gebärden, die alles willkommen heißen, nur den zweifelnden Blick nicht; oder sie genießen sich selbst in der geometrischen Form des Kreises, dem Ausdruck vollendeter Souveränität und Gelassenheit (wie Gaston Bachelard es erkannte: "l'être est ronde", das Sein ist rund).
Dies geschieht so selbstverständlich, dass, könnte man ins Bild treten und sich ganz darin verlieren, die Farben gewiss ihr Wesen in Ton und Klang offenbarten: nicht mehr als sichtbares Gegenüber, sondern als sanfte, alles durchdringende Botschaft einer Verbundenheit, die nicht hergestellt, sondern nur vernommen werden kann.
Und so sind die neuen Bilder musikalisch zu nennen: Räumliche Tiefe verwandelt sich in Klangfläche, die alles Figürliche in ein elastisches Fluidum bannt und damit in eine zauberische Schwebe fügt, deren zeitliches Wesen allein Anspruch erheben darf, das Glück zu halten.
Denn flüchtig ist das Glück nur, wenn es sich ans Beglückende heftet. Ist Kunst aber das Sichtbarmachen des Sehens und nicht des Gesehenen, dann feiern diese Bilder das Glück des Sehens: dann nämlich, wenn sich in ihm die Freude des Schöpfens und das Glück, Geschöpf zu sein, in den Armen liegen.
Sein Studium der Freien Künste an der Hochschule für Bildende Kunst in Düsseldorf schloss Ulrich Lipp 1983 ab. Seitdem ist er als freischaffender Künstler tätig und bespielte erfolgreich diverse Galerien und Kunsthäuser in ganz Deutschland. Seit 1993 lebt und arbeitet Lipp im Westerwald.