Neo Rauch
Neo Rauch: Bodenständiger Superstar
Neo Rauch zählt zu den derzeit gefragtesten Vertretern deutscher zeitgenössischer Kunst. Seine figurativen, surrealen und collagenhaften Bilder machten ihn zu einem weltweiten Pop-Star und Botschafter der "Leipziger Schule".
Rauchs rätselhafte Bildwelten sind von einer leuchtend opaken Farbigkeit geprägt und zeigen Figuren in sich überlappenden Räumen und Zeiten, die der Künstler nicht selten erträumt hat.
Insbesondere in Amerika findet Rauch viele Bewunderer und vor allem Käufer - und das, obwohl seine Werke alles andere als leichte Kost sind. Die Bildwelten sind bedeutungsschwer, bedrückend und ironiefrei - für manchen, manchmal für Rauch selbst, zu düster. Das Böse dringe mitunter tiefer ein in seine Arbeit, als es gut für sie sei. "Ich denke, dass das Böse jeden fasziniert. Es fragt sich nur, auf welcher Ebene. (…) Das Böse ist nicht selten vielschichtiger organisiert als das Gute. Das Gute kann auch als rotwangige Eindimensionalität, als heilige Einfalt an uns herantreten. Das Böse ist verwirrend und es ist nicht selten schön, eine schwindelerregende, süchtigmachende Schönheit kann ihm zu eigen sein. Dem stehe ich als Maler nicht selten nur maßvoll gewappnet gegenüber." Man müsse in der Malerei mit dem Bösen verantwortungsvoll umgehen, "etwa in dem Sinne, dass ich den Betrachter an den Abgrund heranführe, an den ersten Höllenkreis, dass ich ihn aber nicht hineinstoße".
Für Neo Rauch war und ist sein Geburtsort Leipzig Lebens- und Arbeitsmittelpunkt. "Es ist die Landschaft Mitteldeutschlands, die mir Inspirationsströme zuführt, die mich anrührt, in der ich mich auch seelisch eingebettet fühle."
1960, als er nur sechs Wochen alt war, starben seine Eltern. Er wuchs bei seinen Großeltern in Aschersleben auf, ging für sein Studium nach Leipzig zurück und machte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst seinen Meisterschülerabschluss. Von 2005 bis 2009 war er Professor an der HGB, seit 2009 ist er dort Honorarprofessor. Sein Atelier hat er in der Künstler-Kommune "Leipziger Baumwollspinnerei".
Auf dem Kunstmarkt sind die Werke von Neo Rauch hoch geschätzt und gelten als Rarität. Auf der Art Basel 2009 kaufte Hollywoodstar Brad Pitt das Ölgemälde "Etappe" (1998) für 1,2 Million Franken.
Große Einzelausstellungen wurden ihm unter anderen im Metropolitan Museum of Art in New York und in der Pinakothek der Moderne in München ausgerichtet. Mit der Grafikstiftung Neo Rauch in Aschersleben ist dem Künstler seit 2012 auch ein eigenes Museum gewidmet. Seine Arbeiten sind in renommierten internationalen Museen wie dem Museum of Modern Art in New York, dem Stedelijk Museum in Amsterdam oder der Hamburger Kunsthalle vertreten.
Anfang März 2017 kam der Dokumentarfilm "Neo Rauch Gefährten und Begleiter" in die Kinos - über drei Jahre lang hat die Regisseurin Nicola Graef, den verschlossenen Künstler in seinem kleinen Atelier bei der Arbeit und auf Vernissagen begleitet und sogar seine weltweite Sammlerschaft vor die Kamera kriegen können.